Reschensee Segel-Woche – 30. Juli 2016 – 7. August 2016
Das grosse Plus des Reschensees
Die Thermik bläst in der Regel mit 4 bis 6 Beaufort aus südlicher Richtung. Aber auch bei weniger stabilen Schönwetterlagen herrschen häufig zuverlässige Winde aus nördlicher Richtung in ähnlicher Stärke. Diese aussergewöhnliche Kombination ermöglicht gute Segelbedingungen bei fast allen Wetterlagen. Dies ist das grosse Plus des Reschensee gegenüber anderen thermischen Segelrevieren, die auf gutes Wetter angewiesen sind. Flaute und Schwachwindtage sind äusserst selten. Starkwinde können in Zusammenhang mit schnell aufziehenden Gewittern auftreten. Die Vorwarnzeit ist wie auf einem Alpensee üblich sehr kurz.
Die Wassertemperaturen sind einem Bergsee entsprechend tief. Wassertemperaturen knapp über 10°C sind nicht ausgeschlossen. Entsprechende Ausrüstung ist absolut notwendig.
Die Anfahrt zum Reschensee erfolgt entweder über den Vereinatunnel oder den Arlberg. Die Anreise von der Schweiz ist in etwas gleich lang wie ins Oberengadin an den Silvaplaner See. Interessant und ebenfalls naheliegend ist der Reschensee für Segler aus den Gebieten Norditalien, Süddeutschland und Österreich, liegt er doch zentral im Dreiländereck Schweiz/Österreich/Italien (Südtirol).
Der Reschenstausee und wie es dazu kam…
5 km nach dem Reschenpass, Graun im Vinschgau, ein alter Kirchturm ragt aus dem Wasser… Der Reschenstausee und wie es dazu kam…
Im Jahre 1949/50 wurden die Dörfer Graun und Reschen im Oberen Vinschgau Opfer eines rücksichtslosen Stauprojektes. Die Geschichte dieser Seestauung liest sich fast wie ein Krimi – es ist aber die Geschichte einer Katastrophe. Über 6 km lang ist der Reschensee; mit seiner Wassermenge von 116 Millionen Kubikmetern erzeugt er rund 250 Millionen kWh Strom im Jahr. Eine stolze Leistung technischen Fortschritts? Der mitten aus dem Wasser ragende Kirchturm von Altgraun erinnert, gleichsam als stumme Anklage, daran, um welchen nie zu bezahlenden Preis hier “Fortschritt” erkauft wurde.
163 Häuser in Graun und in Reschen und 523 ha fruchtbarer Kulturboden fielen den Fluten zum Opfer. Über die Hälfte der 650 Bewohner von Graun mußten in die Fremde ziehen, rund 1000 Menschen waren von der Katastrophe betroffen.
120 bäuerliche Betriebe verloren ihre Daseinsgrundlage, die fast ausschließlich an die Viehzucht geknüpft war. Wir fragen uns heute: Wie konnte es nur zu diesem grausamen und willkürlichen Eingriff kommen? Gab es damals keine Möglichkeit, diese Katastrophe zu verhindern?
Auch wenn wir als Segler uns heute an den perfekten Segelbedingungen des Reschensees erfreuen, sind die Wunden in der lokalen Bevölkerung noch nicht verheilt. Wir hoffen jedoch, dass wir dazu beitragen können mit Anlässen auf dem Reschensee dem See ein positiveres Image zu geben.
Wer gerne mehr über die Geschichte des Reschensee erfahren möchte, kann dies unter folgenden Links tun.
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